\documentclass[12pt,a4paper]{article} \usepackage[utf8]{inputenc} \usepackage{amsmath} \usepackage{amsfonts} \usepackage{amssymb} \usepackage{graphicx} \parindent0pt \usepackage{thmbox} \usepackage[left=1.00cm, right=1.00cm, top=1.00cm, bottom=1.00cm]{geometry} \begin{document} \newtheorem[S,bodystyle=\normalfont]{defi}{Definition} \newtheorem[S,bodystyle=\normalfont]{satz}{Satz} \newtheorem[S,bodystyle=\normalfont]{bew}{Beweis} \renewcommand{\thedefi}{\hspace{-0.5em}} \renewcommand{\thesatz}{\hspace{-0.5em}} \renewcommand{\thebew}{\hspace{-0.5em}} \pagestyle{empty} \section{Grundlagen} \subsection{Aussagenlogik} \begin{defi}[Bivalenzprinzip] Jede Aussage ist entweder wahr oder falsch $\Rightarrow$ extreme Präzision gefordert\\ Aussagen können Variablen enthalten \end{defi} \begin{defi}[Aussagen] definierende Gleichheit: $:=$\\ $A\wedge B$ (A und B)ist genau dann wahr, wenn beide wahr sind.\\ $A\vee B$ (A oder B) ist genau dann wahr, wenn eins von beiden wahr ist.\\ $A\Leftrightarrow B$ (A äquivalent B) ist genau dann wahr, wenn beide denselben Wahrheitswert besitzen.\\ $A\Rightarrow B$ (Implikation, aus A folgt B) ist genau dann wahr, wenn beide Werte gleich sind oder A falsch ist. \end{defi} \begin{defi}[Äquivalenzen] \begin{tabular}{@{}llcll} (i)& A $\vee$ B& $\Rightarrow$& B $\vee$ A& Kommutativgesetz\\ (ii)& A $\wedge$ B& $\Rightarrow$& B $\wedge$ A& Kommutativgesetz\\ (iii)& (A $\vee$ B) $\vee$ C& $\Rightarrow$& A $\vee$ (B $\vee$ C)& Assoziativgesetz\\ (iv)& (A $\wedge$ B) $\wedge$ C& $\Rightarrow$& A $\wedge$ (B $\wedge$ C)& Assoziativgesetz\\ (v)& (A $\vee$ B) $\wedge$ C& $\Rightarrow$& (A $\wedge$ C) $\vee$ (B $\wedge$ C)& Distributivgesetz\\ (vi)& (A $\wedge$ B) $\vee$ C& $\Rightarrow$& (A $\vee$ C) $\wedge$ (B $\vee$ C)& Distributivgesetz\\ (vii)& $\neg$(A $\vee$ B)& $\Rightarrow$& $\neg$A $\wedge$ $\neg$B& de Morgan - Regel\\ (viii)& $\neg$(A $\wedge$ B)& $\Rightarrow$& $\neg$A $\vee$ $\neg$B& de Morgan - Regel\\ (ix)& $\neg$ $\neg$A& $\Rightarrow$& A& doppelte Negation\\ (x)& (A $\Rightarrow$ B)& $\Rightarrow$& ($\neg$A $\vee$ B)& Charakterisierung der Implikation\\ (xi)& (A $\Rightarrow$ B)& $\Rightarrow$& ($\neg$B $\Rightarrow$ $\neg$A)& Prinzip der Kontraposition/Widerspruchsbeweis\\ (xii)& A $\vee$ $\neg$A& $\Rightarrow$& wahr& Tertium non datur\\ (xiii)& A $\wedge$ $\neg$A& $\Rightarrow$& falsch& Tertium non datur\\ (xiv)& A $\vee$ wahr& $\Rightarrow$& wahr& Absorption\\ (xv)& A $\vee$ falsch& $\Rightarrow$& A & Absorption\\ (xvi)& A $\wedge$ wahr& $\Rightarrow$& A & Absorption\\ (xvii)& A $\wedge$ falsch& $\Rightarrow$& falsch & Absorption\\ \end{tabular} \end{defi} \begin{defi}[Quantoren] $\forall$: Allquantor, dh. für alle gilt, $\neg \forall$ entspricht $\exists\neg$\\ $\exists$: Existenzquantor, dh. es existiert ein..., sodass, $\neg \exists$ entspricht $\forall\neg$\\ Bei gleichartigen Quantoren darf die Reihenfolge vertauscht werden, sonst nicht.\\ Bei Negation ändert sich immer die Art des Quantors:\\ $\neg(\forall x\in M: A(x))\Leftrightarrow \exists x\in M: \neg A(x)$\\ $\neg(\exists x\in M: A(x))\Leftrightarrow \forall x\in M: \neg A(x)$ \end{defi} \subsection{Mengen} \begin{defi}[Mengendefinition nach Cantor] Eine Menge ist eine Zusammenfassung von wohlbestimmten und wohlunterschiedenen Objekten zu einem Ganzen. Die Objekte heißen Elemente der Menge.\\ Ist $a$ ein Element der Menge $M$, so schreiben wir $a\in M$, anderenfalls $a\notin M$. \end{defi} \begin{defi}[Teilmengen] $M \ N :\Leftrightarrow \forall a \in M: a \in N \Leftrightarrow \forall a: (a\in M \Rightarrow a \in N)$ \end{defi} \begin{defi}[Gleichheit von Mengen] $M=N :\Leftrightarrow M \ N \wedge N \ M$ \end{defi} \begin{defi}[Potenzmenge] Menge aller Teilmengen von M:\\ $P(M):=\{U|U\subseteq M\}$ \end{defi} \begin{defi}[Verknüpfung von Mengen] $A \cup B := [x|x\in A \vee x\in B]$ (Vereinigung)\\ $A\cap B := [x|x\in A \wedge x\in B]$ (Schnitt)\\ $A\setminus B := [x|x\in A \wedge x\notin B]$ (Differenz, A ohne B) \end{defi} \begin{defi}[Paarmenge (Cartesisches Produkt)] $A\times B := \{(a,b)|a\in A \wedge b \in B\}$ \end{defi} \begin{defi}[Verknüpfungsregeln für Mengen] \begin{tabular}{@{}llcl} (i)& A $\cap$ B& =& B $\cap$ A\\ (ii)& A $\cup$ B& =& B $\cup$ A\\ &&&\\ (iii)& (A $\cap$ B) $\cap$ C&=& A $\cap$ (B $\cap$ C)\\ (iv)& (A $\cup$ B) $\cup$ C&=& A $\cup$ (B $\cup$ C)\\ &&&\\ (v)& (A $\cap$ B) $\cup$ C&=& (A $\cup$ C) $\cap$ (B $\cup$ C)\\ (vi)& (A $\cup$ B) $\cap$ C&=& (A $\cap$ C) $\cup$ (B $\cap$ C)\\ &&&\\ (vii)& $\mathcal{C}$(A $\cup$ B)&=& $\mathcal{C}$A $\cap$ $\mathcal{C}$B\\ (viii)& $\mathcal{C}$(A $\cap$ B)&=& $\mathcal{C}$A $\cup$ $\mathcal{C}$B\\ &&&\\ (ix)& $\mathcal{C}$$\mathcal{C}$A&=& A\\ &&&\\ (x)& A $\cup$ $\mathcal{C}$A&=& $\Omega$\\ (xi)& A $\cap$ $\mathcal{C}$A&=& $\emptyset $\\ &&&\\ (xii)& A $\cup$ $\Omega $&=& $\Omega$\\ (xiii)& A $\cup$ $\emptyset$&=& A\\ (xiv)& A $\cap$ $\Omega$&=& A\\ (xv)& A $\cap$ $\emptyset$&=& $\emptyset$\\ &&&\\ (xvi)& A $\cup$ A&=& A \\ (xvii)& A $\cap$ A&=& A \\ \end{tabular} \end{defi} \subsection{Relationen} \begin{defi}[Relation] Eine Relation auf einer Menge M ist nichts weiter als eine Menge von Paaren, also eine Teilmenge von $M x M$. Statt $(a,b)\in R$ schreibt man $aRb$ oder $a \sim b$ \end{defi} \begin{defi}[Eigenschaften von Relationen] \begin{tabular}{@{}ll} (i)& reflexiv, falls $\forall x\in M : x \sim x$\\ (ii)& symmetrisch, falls $\forall x, y\in M: (x \sim y \Rightarrow y \sim x)$\\ (iii)& transitiv, falls $\forall x, y, z\in M : (x\sim y \wedge y\sim z \Rightarrow x\sim z)$\\ (iv)& antisymmetrisch, falls $\forall x, y\in M : (x\sim y \wedge y\sim x \Rightarrow x = y)$\\ (v)& alternativ, falls $\forall x, y\in M : (x\sim y\vee y\sim x )$ \end{tabular} \end{defi} Äquivalenzrelation: genau dann wenn - reflexiv, symmetrisch und transitiv\\ Ordnungsrelation: genau dann wenn - reflexiv, antisymmetrisch und transitiv. \\ \hspace*{10mm}Wenn zusätzlich alternativ, heißt sie vollständig. \begin{defi}[Partition] Sei $M \neq \emptyset$ und seien $A_i, i\in I$ ein System von Teilmengen von M (I ist Indexmenge). Es seien die beiden folgenden Eigenschaften erfüllt:\\ \begin{tabular}{@{}ll} (i)& Die $A_i$ sind paarweise disjunkt, d.h. $\forall i, j \in I: i \neq j \Rightarrow A_i \cap A_j =\emptyset$\\ (ii)& DIe $A_i$ füllen ganz M auf, d.h. $\bigcup_{i\in I} A_i =M$\\ \end{tabular}\\ Dann heißt das System der $A_i$ eine Partition von M. \end{defi} \begin{satz}[Äquivalenzrelationen und Partitionen] Sei $\sim$ eine Äquivalenzrelation auf einer Menge $M\neq \emptyset$. Dann bilden die Klassen bezüglich dieser Relation eine Partition auf/von M.\\ Sei umgekehrt eine Partition $(A_i) _{i \in I}$ einer Menge M gegeben. Dann ist durch die Setzung $x\sim y :\Leftrightarrow \exists i\in I: x, y \in A_i$ eine Äquivalenzrelation gegeben.\\ Kurz: Jede Äquivalenzrelation erzeugt eine Partition der Menge, und zu jeder Partition einer Menge gehört auf kanonische Art und Weise eine Äquivalenzrelation. \end{satz} \begin{defi}[Äquivalenzklasse] Sei $\sim$ eine Äquivalenzrelation auf einer Menge $M\neq\emptyset$. Die Menge aller zu einem $x\in M$ in Relation stehenden Elemente bezeichnen wir als die (Äquivalenz-)Klasse $[x]_{\sim}$ von x:\\ $[x]_{\sim} := {y\in M | x\sim y}= {y\in M|y\sim x}$\\ Es ist also $y\in [x]_{\sim} \Leftrightarrow x\sim y \Leftrightarrow y\sim x,$\\ und insbesondere gilt immer $x\in [x]_{\sim}$ (Reflexivität). \end{defi} \subsection{Funktionen} \begin{defi}[Abbildung/Funktion, Definitionsbereich, Wertevorrat] Seien $M, N \neq \emptyset$ Mengen. \\ Menge $f\subseteq M x N$ heißt Funktion/Abbildung, wenn es zu jedem $x\in M$ genau ein $y\in N$ gibt mit $(x,y)\in f$.\\ $M$ heißt Definitionsbereich von $f$, $N$ heißt Wertevorrat oder Zielmenge von $f$.\\ Gilt $(x,y) \in f$, so bezeichnet man $y$ als das Bild von $x$ und $x$ als ein Urbild von $y$.\\ Man schreibt für $(x,y) \in F$ auch $y=f(x)$, statt $f \subseteq M x N$ auch $f: M\rightarrow N, x\rightarrow f(x)$.\\ Eine Funktion ordnet jedem Element des Definitionsbereichs genau ein Element des Wertevorrats zu. Jedoch nicht jedes Element $y$ des Wertevorrats muss ein Urbild $x$ haben. \end{defi} \begin{defi}[Bildmenge] Die Menge $Bild(f):=f(M):={f(x) \in N| x\in M}$ heißt Bild von $f$ oder Bild der Menge $M$ unter der Abbildung $f$).\\ Für $y\in N$ sei $f^{?1}(y) := \{x\in M | f(x)=y\}$ die Urbildmenge. \end{defi} \begin{defi}[injektiv, surjektiv, bijektiv] 1. $f$ heißt injektiv, wenn für alle $x_1, x_2 \in M$ mit $x_1\neq x_2$ gilt: $f(x_1)\neq f(x_2)$, d.h. wenn jedes $y\in N$ \\ \hspace*{5mm}höchstens ein Urbild hat.\\ 2. $f$ heißt surjektiv, wenn $f(M)=N$, d.h. wenn jedes $y\in N$ mindestens ein Urbild hat.\\ 3. $f$ heißt bijektiv, wenn $f$ injektiv und surjektiv ist, wenn also jedes $x\in N$ genau ein Urbild hat. \end{defi} \begin{defi}[Verkettung von Funktionen] Seien $f: A\rightarrow B$ und $g: C\rightarrow D$ zwei Funktionen und es gelte $B \subseteq C$. Dann ist offensichtlich durch $x\rightarrow g(f(x))$ eine Abbildung von $A$ nach $D$ definiert, diese wird mit $g\circ f$ bezeichnet: \[ g\circ f: A \rightarrow C, x\rightarrowtail (g\circ f)(x) := g(f(x)) \] \end{defi} \newpage \begin{satz}[Eigenschaften verketteter Funktionen] Seien $f: A\rightarrow B$ und $g: B\rightarrow C$ zwei Funktionen:\\ Sind $f, g$ injektiv, so ist $g\circ f$ injektiv.\\ Sind $f,g$ surjektiv, so ist $g\circ f$ surjektiv.\\ Sind $f,g$ bijektiv, so ist $g\circ f$ bijektiv. \end{satz} \begin{defi}[Identische Abbildung] Sei $M \neq \neg$ eine Menge und $f: M\rightarrow M$ die Abbildung mit $f(x)=x$ für alle $x\in M$. $f$ heißt dann identische Abbildung oder die Identität auf M und wird mit $ID_M$ (oder $id_M$ oder $I_M$ oder $1_M$) bezeichnet. \end{defi} \begin{defi}[Umkehrabbildung] Sei $f: M\rightarrow N$ eine Abbildung. Eine Abbildung $g: N\rightarrow M$ heißt $f$, wenn \\ $\forall x\in M: g(f(x)) = x \wedge \forall y\in N: f(g(y))=y$\\ also wenn $g\circ f =Id_M und f\circ g = Id_N$.\\ Die Umkehrabbildung wird mit $f^{-1}$ bezeichnet. \end{defi} \begin{satz}[Existenz der Umkehrfunktion] Eine Abbildung $f$ besitzt genau dann eine Umkehrabbildung, wenn $f$ bijektiv ist. In diesem Fall ist dann auch die Umkehrabbildung bijektiv. Existiert eine Umkehrabbildung, so ist sie eindeutig bestimmt. \end{satz} \begin{defi}[Gleichmächtigkeit] Zwei Mengen A und B heißen gleich mächtig, wenn es eine Bijektion von A nach B gibt. Eine Menge, die gleich mächtig zu $\mathbb{N}$ ist, heißt abzählbar unendlich. Eine unendliche Menge, die nicht gleich mächtig zu $\mathbb{N}$ ist, heißt überabzählbar. \end{defi} \begin{defi}[Monotonie] Eine Funktion $f: D\rightarrowtail \mathbb{R}, D \subseteq \mathbb{R}$ heißt streng monoton wachsend/fallend, wenn für alle $x,y \in D$ mit $xf(y)$.\\ Sie heißt schwach monoton wachsend/fallend, wenn für alle $x,y \in D$ mit $xf(j)$.\\ Das Signum einer Permutatoin ist definiert als $sgn(f):= (-1)^{N(f)}\in [-1, 1]$, wobei $N(f)$ die Anzahl der Inversionen von f ist. \end{defi} \begin{defi}[Binomialkoeffizienten] $\frac{n!}{k!(n-k)!}=: \binom{n}{k}$ \end{defi} \section{Aufbau des Zahlensystems} \subsection{$\mathbb{N},\mathbb{Z},\mathbb{Q},\mathbb{R}$, vollständige Induktion und algebraische Strukturen} \begin{defi}[Summen- und Produktzeichen] $\sum\limits_{k=m}^{n}a_k := a_m+a_{m+1}+ ... +a_n, m\leq n)$,\hspace*{10mm} $\prod\limits_{k=m}^{n}a_k := a_m\cdot a_{m+1} \cdot ... \cdot a_n, m\leq n)$ \end{defi} \begin{defi}[Vollständige Induktion] Induktionsanfang: $(n=1)$ muss erfüllt sein\\ Induktionsschritt: $(n\rightarrow n+1)$: wenn $n$ wahr ist, ist auch sein Nachfolger wahr.\\ Wenn Induktionsanfang und Induktionsschritt wahr, dann ist die Aussage bewiesen. \end{defi} \begin{defi}[Eigenschaften von Verknüpfungen] Sei M eine nichtleere Menge und $\circ : M\times M \rightarrow M$ eine Abbildung. $\circ$ heißt\\ kommutativ, falls $\forall a,b \in M: a\circ b= b\circ a$\\ assoziativ, falls $\forall a,b \in M: (a\circ b) \circ c=a\circ (b\circ c)$ \end{defi} \begin{defi}[neutrales und inverses Element] Ein Element $e\in M$ heißt neutrales Element von M bzgl. $\circ$, wenn $\forall x\in M: e\circ x= x\circ e=x$.\\ Neutrales Element ist eindeutig.\\ Sei $e$ neutrales Element von $(M, \circ)$ und sei $x\in M$. $y\in M$ heißt inverses Element von $x$ in $(M, \circ)$, wenn $x\circ y =y\circ x=e$.\\ Jedes $x$ hat ein eigenes Inverses. \end{defi} \begin{defi} Sei M eine nichtleere Menge und $\circ: M\times M \rightarrow M$ eine Abbildung. \\ Dann gibt es in M höchstens ein neutrales Element bzgl $\circ$.\\ Wenn $\circ$ assoziativ ist und ein neutrales Element hat, dann hat jedes $x\in M$ höchstens ein inverses Element. \end{defi} \begin{defi}[Gruppe] Sei $M$ eine nichtleere Menge und $\circ: M\times M \rightarrow M$ eine Abbildung. $(M, \circ)$ heißt Gruppe, wenn\\ (i) $(M, \circ)$ assoziativ ist,\\ (ii) $(M, \circ)$ ein neutrales Element hat, und \\ (iii) $(M, \circ)$ jedes Element ein Inverses hat.\\ Falls $(M, \circ)$ zusätzlich kommutativ ist, heißt $(M, \circ)$ kommutative oder Abelsche Gruppe. \end{defi} \begin{satz} In jeder Zeile und in jeder Spalte der Verknüpfungstabelle einer Gruppe kommt jedes Gruppenelement höchstens einmal vor.\\ Insbesondere für endliche Gruppen folgt: in jeder Zeile und in jeder Spalte der Verknüpfungstabelle einer Gruppe kommt jedes Gruppenelement genau einmal vor. \end{satz} \begin{defi}[Untergruppe] Sei $(G, \circ)$ eine Gruppe und $U \subseteq G$ eine nichtleere Teilmenge. $U$ heißt Untergruppe von $G$, falls (i) $\forall a, b \in U : a \circ b \in U$ (Abgeschlossenheit von $U$ bzgl. $\circ$)\\ (ii) $\forall a \in U : a^{-1} \in U$ (Abgeschlossenheit von $U$ bzgl. Inversenbildung) \end{defi} \begin{defi}[Grundgesetze der Addition] Für alle $a, b, c \in\mathbb{R}$ gilt:\\ A1) Assoziativgesetz: $a + (b + c) = (a + b) + c$.\\ A2) Kommutativgesetz: $a + b = b + a$.\\ A3) Neutrales Element: Es existiert genau eine Zahl $0\in \mathbb{R}$ mit $a + 0 = a$.\\ A4) Inverses Element: Zu jedem $a$ existiert eine Zahl $(-a) \in \mathbb{R}$ mit $(-a) + a = 0$. \end{defi} \begin{defi}[Grundgesetze der Multiplikation] Für alle $a, b, c \in \mathbb{R}$ gilt:\\ M1) Assoziativgesetz: $a \cdot (b \cdot c) = (a \cdot b) \cdot c$.\\ M2) Kommutativgesetz: $a \cdot b = b \cdot a$.\\ M3) Neutrales Element: Es existiert genau eine Zahl $1\in\mathbb{R}$ mit $a \cdot 1 = a$, und $1\neq 0$. M4) Inverses Element: Zu jedem $a\neq 0$ existiert ein $\frac{1}{a} \in \mathbb{R}$ mit $\frac{1}{a}\cdot a=1$. \end{defi} \begin{defi}[Ordnungsaxiome] $\leq$ sei eine reflexive, transitive, antisymmetrische und alternative Relation auf $\mathbb{R}$ (also eine vollständige Ordnungsrelation).\\ Monotonie der Addition: $\forall a, b, b \in \mathbb{R}: a0 \Rightarrow a\cdot c < b\cdot c$. \end{defi} Eine Menge mit +, die (A1-A4) erfüllt, ist eine ABELsche Gruppe.\\ Eine Menge mit den Verknüpfungen + und $\cdot $, die die obigen Eigenschaften (A1-A4, M1-M4) und das Distributivgesetz erfüllt, heißt Körper.\\ Hat man zusätzlich die Ordnungsaxiome, so spricht man von einem total geordneten Körper.\\ \begin{defi}[Vollständigkeitsaxiom] Zerlegt man die reellen Zahlen $\mathbb{R}$ in zwei nichtleere Mengen: $\mathbb{R}=L\cup R$, und $\forall x\in L, y\in R: x0\Rightarrow xz0$\\ $a0 \Rightarrow y^{-1} < x^{-1}$\\ $xy>0 \Leftrightarrow (x>0\wedge y>0)\vee (x<0\wedge y<0)$ \end{defi} \subsection{Die Dezimaldarstellung rationaler und reeller Zahlen} \begin{satz}[Kriterium zur Unterscheidung rationaler und irrationaler Zahlen] Eine reelle Zahl ist genau dann rational, wenn ihre Dezimaldarstellung (b-adische Darstellung) abbrechend oder periodisch ist. \end{satz} \begin{satz}[Mächtigkeit von $\mathbb{Q}$ und $\mathbb{R}$] Die Menge der rationalen Zahlen ist abzählbar.\\ Die Menge der reellen Zahlen ist überabzählbar. \end{satz} \subsection{Trigonometrische Funktionen} \begin{defi}[Geometrische Definition] Sei $(x,y)\in \mathbb{R}^2$ ein Punkt auf dem Einheitskreis. Sei $\phi$ der Winkel zwischen der positiven x-Achse und dem Strahl von $(0,0)$ nach $(x,y)$. Dann setzen wir $\cos \phi :=x, \sin \phi := y$.\\ Der Winkel kann dabei im Gradmaß gemessen werden, d.h. ein Vollkreis $=360^\circ$, oder im Bogenmaß, d.h. ein Vollkreis $=2\pi$. \end{defi} Es gilt:\\ 1. Bild$(\sin)$= Bild$(\cos) = [-1, 1]$\\ 2. $\sin ^2 \alpha + \cos ^2 \alpha = 1 \forall\alpha\in\mathbb{R}$\\ 3. $\sin (-\alpha) = -\sin \alpha, \cos (-\alpha)=\cos\alpha$\\ 4. $\sin(\frac{\pi}{2}-\alpha)=\cos\alpha, \cos(\frac{\pi}{2}-\alpha)=\sin\alpha$\\ 5. $\sin(\alpha\pm\pi)=-\sin\alpha, \cos(\alpha\pm\pi)=-\cos\alpha$\\ \\ $ \tan \alpha:=\frac{\sin\alpha}{\cos\alpha} $ für alle $\alpha$, für die $\cos\alpha\neq 0$ ist. Der Tangens ist $\pi$-periodisch. \begin{satz}[Trigonometrische Additionstheoreme] $\sin(\alpha\pm\beta)=\sin\alpha\cos\beta\pm\cos\alpha\sin\beta$ $\cos(\alpha\pm\beta)=\cos\alpha\cos\beta\mp\sin\alpha\sin\beta$ \end{satz} \subsection{Die komplexen Zahlen} \begin{defi}[Die komplexen Zahlen $\mathbb{C}$] Es sei $C: [a+bi| a,b\in \mathbb{R}]$, wobei gelte $i^2=-1$.\\ Es gelten ferner alle Rechenregeln für Körper.\\ \\ Es sei $C: \mathbb{R}\times\mathbb{R}$. Auf dieser Menge definieren wir eine Addition und eine Multiplikation. \\ Addition: $(a_1,b_1)+(a_2,b_2):=(a_1+a_2,b_1+b_2)$\\ Multiplikation: $(a_1,b_1)\cdot(a_2, b_2):=(a_1a_2-b_1b_2, a_1b_2+b_1a_2)$\\ \\ a) Sei $z=a+bi$ mit $a,b\in \mathbb{R}$ eine komplexe Zahl. \\ \hspace*{5mm}Dann heißt $a$ der Realteil von $z$ und $b$ der Imaginärteil von $z$: $a=$Re$(z), b=$Im$(z)$.\\ \hspace*{5mm}Jede komplexe Zahl lässt sich also schreiben als $z=$Re$(z)+ i\cdot$Im$(z)$.\\ b) \={z}$:= a-bi$ heißt die zu $z=a+bi$ konjugiert-komplexe Zahl.\\ c) Der Betrag einer komplexen Zahl $z=a+bi$ wird definiert als $|z|:=\sqrt{a^2+b^2}=\sqrt{\text{Re}(z)^2+\text{Im}(z)^2}$\\ d) Das sog. Argument $\phi=$arg$(z)$ einer komplexen Zahl $x\neq 0$ ist der Winkel zwischen der positiven \\ \hspace*{5mm}horizontalen Achse und dem Ursprungsvektor von 0 nach $z$. Das Argument wird im Bogenmaß gemessen \\ \hspace*{5mm}und ist nur modulo $2\pi$ bestimmt. Derjenige Wert des Arguments, der im Intervall $[0, 2\pi)$ liegt, wird als \\ \hspace*{5mm} Hauptwert des Arguments bezeichnet, also z.B. arg$(-i)=3\pi /2$ (= Hauptwert des Arguments).\\ \\ Man kann durch Angabe von Betrag und Argument eine komplexen Zahl eindeutig beschreiben. \\ Gibt man eine komplexe Zahl durch Betrag und Argument an, so spricht man von Polarkoordinaten. \end{defi} Rechenregeln:\\ $|$\={z}$|=|a-bi|=\sqrt{a^2+(-b)^2}=\sqrt{a^2+b^2}=|z|$\\ $z\cdot|$\={z}$=(a+bi)(a-bi)=a^2-(bi)^2=a^2+b^2=|z|^2$\\ $\frac{1}{z}= \frac{\text{\={z}}}{|z|^2}$ für $z\neq 0$\\ $Re(z^2)=Re(a^2+2abi+(ib)^2)=a^2-b^2, Im (z^2)=2ab$\\ $z+|$\={z}$=(a+bi)+(a-bi)=2a=2Re(z)$\\ $z-|$\={z}$=(a+bi)-(a-bi)=2bi=2i Im(z)$\\ Komplement von $(z_1+z_2)=$\={z}$_1+$\={z}$_2$, Komplement von $(z_1\cdot z_2)=$\={z}$_1\cdot$\={z}$_2$ \subsubsection{Darstellung von komplexen Zahlen} 1. Jedes $z\in\mathbb{C}$ ist durch $a=Re(z), b=Im(z)$ eindeutig festgelegt (Kartesische Koordinaten). \\ \hspace*{5mm}Zwei komplexe Zahlen sind nur dann gleich, wenn sie gleichen Real- sowie Imaginärteil haben.\\ 2. Jedes $z\in\mathbb{C}\backslash \{0\}$ ist durch Betrag und Argument eindeutig festgelegt (Polarkoordinaten). \\ \hspace*{5mm}Zwei komplexe Zahlen sind nur dann gleich, wenn sie gleichen Betrag sowie gleiches Argument haben.\\ \\ \subsubsection{Umrechnung und Rechnen im Komplexen} Wenn Argument und Betrag gegeben:\\ $z=Re(z)+i Im(z)=|z|\cos(\phi)+i|z|\sin(\phi)=|z| (\cos(\phi)+i\sin(\phi)), \phi=arg(z)$\\ \\ Wenn Real- und Imaginärteil gegeben:\\ $|z|=\sqrt{a^2+b^2}=\sqrt{Re(z)^2+Im(z)^2}$ und $\tan\phi=\frac{\sin\phi}{\cos\phi}=\frac{|z|\sin\phi}{|z|\cos\phi}=\frac{Im(z)}{Re(z)}=\frac{b}{a}$\\ Achtung im 2. und 3. Quadranten! \begin{defi}[Multiplikation in $\mathbb{C}$ in Polarkoordinaten] Beim Multiplizieren komplexer Zahlen multiplizieren sich die Beträge und addieren sich die Argumente: \[ z_1 = r_1(\cos \phi_1+i\sin\phi_1), z_2 = r_2(\cos \phi_2+i\sin\phi_2) \] \[ \Rightarrow z_1 z_2 = r_1 r_2[\cos (\phi_1+\phi_2)+i\sin(\phi_1+\phi_2)] \] \[ \text{d.h. } |z_1 z_2|=|z_1|\cdot|z_2|, arg(z_1z_2)=arg(z_1)+arg(z_2) (mod 2\pi) \] Für die Division gilt: $|\frac{z_1}{z_2}|=\frac{|z_1|}{|z_2|}, arg(\frac{z_1}{z_2})=arg(z_1)-arg(z_2) (mod 2\pi)$ \end{defi} \begin{defi}[Potenzbildung in $\mathbb{C}$ in Polarkoordinaten (De Moivre'sche Formel)] n-te Potenz: Betrag mit n potenziert und Argument mit n multipliziert:\\ $ z= r(\cos\phi+i\sin\phi) \Rightarrow z^n =r^n (\cos(n\phi)+i\sin(n\phi))$\\ oder $ |z^n| = |z|^n, arg(z^n)=n\cdot arg(z) (mod 2\pi) $ \end{defi} \begin{satz}[n-te Wurzeln in $\mathbb{C}$] Sei $z\in\mathbb{C}\backslash \{0\}$. Dann hat die Gleichung $w^n=z$ genau n Lösungen $w_0, ..., w_{n-1}$ mit\\ $ |w_0|=...=|w_{n-1}|=\sqrt[n]{|z|} \text{ und } arg(w_k)=\frac{1}{n}arg(z)+\frac{2\pi k}{n}, k=0, ..., n-1$\\ Also\\ $ w_k= \sqrt[n]{|z|} [\cos(\frac{1}{n}arg(z)+\frac{2\pi k}{n})+i \sin (\frac{1}{n}arg(z)+\frac{2\pi k}{n}) ], k=0, ..., n-1$ \end{satz} \begin{defi}[Lösen von quadratischen Gleichungen] Gleichung $z^2+pz+q =0$.\\ Quadratische Ergänzung lieferte $(z+\frac{p}{2})^2 = \frac{p^2}{4}-q$ (rechte Seite $=: D$).\\ \\ Allgemeine Lösungsformel für quad. Gleichungen:\\ $ z_{1,2}=-\frac{p}{2} \pm \sqrt{|D|} [\cos(\frac{1}{2}arg(D))+i\sin(\frac{1}{2} arg(D))], D:= \frac{p^2}{4}-q \neq 0, p,q\in \mathbb{C}$ \end{defi} \begin{satz}[Fundamentalsatz/Hauptsatz der Algebra] Jedes Polynom $P:\mathbb{C}\rightarrow\mathbb{C}, P(z)=a_0+a_1z+ ... + a_nz^n$ mit Koeffizienten in $\mathbb{C}, n\in N, a_n\neq 0$ hat eine Darstellung (Linearfaktorzerlegung):\\ $ P(z)=a_n \prod_{j=1}^{n}(z-z_j), \text{ wobei } z_1, ..., z_n \in \mathbb{C}$ \end{satz} Jedes Polynom vom Grad $\geq 1$ mit Koeffizienten in $\mathbb{C}$ hat mind. 1 NS in $\mathbb{C}$ (und höchstens $n$ viele). \begin{satz} Sei $ P_n(x)= \sum_{k=0}^{n}a_kx^k$ ein Polynom $n$-ten Grades mit reellen Koeffizienten $a_k \in \mathbb{R}, k=0,1,..., n, a_n\neq 0$. \\ Dann gilt: Ist $z_0\in\mathbb{C}$ eine Nullstelle von $P_n(x)$, so auch die konjugiert komplexe Zahl $z_0$. \end{satz} Nichtreelle Nullstellen von $P_n$ treten stets paarweise auf: \\ $z_0, \overline{z}_0 \in\mathbb{C}$ sind entweder beide Nullstellen oder beide keine Nulstellen.\\ Ist Grad $P_n =2m+1$ eine ungerade Zahl, so hat $P_n$ mindestens eine reelle Nullstelle. \begin{satz}[Dreiecksungleichung in $\mathbb{C}$] Für alle $z_1, z_2 \in\mathbb{C}$ gilt $|z_1+z_2|\leq |z_1|+|z_2|$ \end{satz} \section{Lineare Algebra} \subsection{Gaussches Eliminationsverfahren} \begin{defi}[Lineares Gleichungssystem, LGS] Ein Lineares Gleichungssystem (LGS) mit $n\in\mathbb{N}$ Unbekannten $x_1,x_2,...,x_n$ und $m\in\mathbb{N}$ Gleichungen hat die Form \[ \begin{array}{ccc} a_{11} x_1+ ...+ a_{1n}x_n & = & b_1\\ ...&& ...\\ a_{m1}x_1+ ...+ a_{mn}x_n &=& x_n \end{array} \] Dabei heißen die $b_1,...b_m$ die rechten Seiten und die $a_{ij}, i=1,...,m, j=1,...,n$ die Koeffizienten des LGS. \\ Zur kürzeren Schreibweise führt man auch ein:\\ $\vec{x}:= \left(\begin{array}{c} x_1\\ ...\\x_n \end{array}\right) \in \mathbb{R}^n$ Vektor der Unbekannten, \hspace*{5mm} $\vec{b}:= \left(\begin{array}{c} b_1\\ ...\\b_m \end{array}\right) \in \mathbb{R}^m$ Vektor der rechten Seite\\ $A:= \left(\begin{array}{ccc} a_{11} & ... & a_{1n}\\ ... && ...\\a_{m1}& ...& a_{mn} \end{array}\right) = (a_{ij})_{i=1,...,m; j=1,...,n} \in \mathbb{R}^{m\times n}$ Koeffizientenmatrix, Systemmatrix\\ \\ Konventionen: Der Zeilenindex kommt immer vor dem Spaltenindex: $a_{ij}$ ($i$-te Zeile, $j$-te Spalte) \\ $(a_{ij})$ ist die Matrix mit den Einträgen $a_{ij}$,\\ $m=$ Anzahl Zeilen $=$ Anzahl Gleichungen,$n=$ Anzahl Spalten $=$ Anzahl Unbekannte,\\ $(A|\vec{B})\in \mathbb{R}^{m\times(n+1)}$ bezeichnet man als erweiterte Koeffizientenmatrix. \end{defi} \textbf{3 verschiedene Typen von Stufenformen:}\\ Typ I: Alle Stufen haben Höhe und Breite 1, unterhalb der Stufen stehen nur Nullen, auf der Diagonalen stehen von Null verschiedene Einträge, insbesondere sei $m\geq n$ vorausgesetzt, im Fall $m>n$ sind unten $m-n$ viele Nullzeilen enthalten.\\ Es existiert genau eine Lösung, daher auch eindeutiger Typ.\\ \\ Typ II: Es gibt mind. eine Stufe der Breite $>1$, und in der $\vec{b}$-Spalte fängt keine neue Stufe an.\\ Es existieren unendlich viele Lösungen, daher auch mehrdeutiger Typ.\\ \\ Typ III: Stufenform, bei der sich in der Spalte der rechten Seite eine Stufe befindet, d.h. es gibt eine Gleichung der Form $0\cdot x_1+0\cdot x_2 + ... + 0\cdot x_n =b_r$ mit $b_1 \neq 0$\\ Es existiert keine Lösung, daher auch nicht lösbarer Typ. \subsection{Vektorräume} \subsubsection{Definitionen} \begin{defi}[Komponentenweise Definition von Addition und Skalarmultiplikation für n-Tupel] $\left(\begin{array}{c} x_1\\ x_2\\ ...\\x_n \end{array}\right)+ \left(\begin{array}{c} y_1\\ y_2\\ ...\\y_n \end{array}\right) = \left(\begin{array}{c} x_1+y_1\\x_2+y_2\\...\\x_n+y_n \end{array}\right)$ und $ \lambda\cdot \left(\begin{array}{c} x_1\\ x_2\\ ...\\x_n \end{array}\right)= \left(\begin{array}{c} \lambda x_1\\\lambda x_2\\ ...\\\lambda x_n \end{array}\right) $ \end{defi} \begin{defi}[Vektorraum] Sei $\mathbb{K}$ ein Körper und $V$ eine Menge mit einer Verknüpfung $+ : V\times V \rightarrow V$ (Vektoraddition). Außerdem sei eine Verknüpfung $\cdot \ : \mathbb{K}\times V \rightarrow V$ (Skalarmultiplikation) gegeben, und es gelte:\\ - $(V, + )$ ist eine kommutative Gruppe\\ - Es gelten die Distributivgesetze sowie das Assoziativgesetz\\ - und weiter $1\cdot \vec{x}=\vec{x}$\\ Dann nennt man V einen $\mathbb{K}$-Vektorraum. Die Elemente eines Vektorraums heißen Vektoren, die Elemente des zugrunde liegenden Körpers heißen Skalare.\\ In jedem Vektorraum gilt $0\cdot \vec{x}=\vec{0}, \lambda\cdot\vec{0}=\vec{0}, -\vec{x}=(-1)\cdot\vec{x}$ \end{defi} \subsubsection{Unterräume und affine Räume} \begin{defi} Sei $V$ ein $\mathbb{K}$-Vektorraum und $U\subseteq V$ eine nichtleere Teilmenge. $U$ heißt Unterraum von $V$, falls für alle $\vec{x},\vec{y}\in U$ und $\alpha \in\mathbb{K}$ gilt:\\ 1. $\vec{x}+\vec{y}\in U$\\ 2. $\alpha \vec{x}\in U$\\ Die Teilmenge U ist also bzgl. der Vektoraddition und Skalarmultiplikation abgeschlossen.\\ \textbf{Alternativ:}\\ EIne Menge $U\subseteq V$ ist genau dann Unterraum des Vektorraums V, wenn $ \forall \vec{x},\vec{y}\in U, \alpha,\beta\in\mathbb{K}: \alpha\vec{x}+\beta\vec{y}\in U $\\ \textbf{Ein notwendiges, nicht hinreichendes Kriterium:}\\ Ist $U$ ein Unterraum eines $\mathbb{K}$-VR $V$, so gilt immer $\vec{0}\in U$ \end{defi} \begin{defi}[Lösungsmenge eines homogenen/heterogenen LGS] Ein LGS $(A|\vec{b}), A\in \mathbb{K}^{m\times n}, \vec{b}\in\mathbb{K}^m,$ heißt homogen, wenn die rechten Seiten alle gleich null sind, also $\vec{b}=\vec{0}$. Andernfalls heißt es inhomogen.\\ Die Lösungsmenge $L_{hom}$ eines homogenen LGS $(A|\vec{0})$\\ - ist immer ein Unterraum des $\mathbb{K}^n$\\ - ist niemals leer, denn $\vec{0}\in L_{hom}$. $\vec{0}$ heißt auch die triviale Lösung.\\ Die Lösungsmenge $L$ eines inhomogenen LGS ist kein Unterraum. \end{defi} \begin{satz}[Lösungsmenge eines LGS und des zugehörigen homogenen LGS] Sei $\emptyset\neq L\subseteq \mathbb{R}^n$ die nichtleere Lösungsmenge eines LGS $(A|\vec{b})$, und sei $L_{hom}\subseteq\mathbb{R}^n$ die Lösungsmenge des zugehörigen homogenen LGS $(A|\vec{0})$. Dann gilt\\ $ L = \{\vec{x_0}\}+L_{hom} ( :=\{\vec{x_0}+\vec{x}|\vec{x}\in L_{hom}\})$\\ wobei $\vec{x_0}$ ein beliebiges Element aus L ist. \end{satz} Also: um $L$ zu kennen, reicht es, $L_{hom}$ sowie ein einziges Element $\vec{x_0}\in L$ zu kennen. \begin{defi}[affiner Raum] Sei $U$ ein Unterraum eines $\mathbb{K}$-Vektorraums V. Ferner sei $\vec{x_0}\in V$. Dann nennt man die Menge\\ $ \{\vec{x_0}\}+U:=\{\vec{x_0}+\vec{x}|\vec{x}\in U\} $\\ einen affinen Raum oder affin-linearen Raum oder affinen Unterraum von V.\\ Bsp: Geraden im $\mathbb{R}^2$, Geraden und Ebenen im $\mathbb{R}^3$ \end{defi} \subsubsection{Lineare (Un)Abhängigkeit, Erzeugendensysteme, Basen, Dimension} \begin{defi}[Linearkombination, Lineare (Un)Abhängigkeit] Seien $\vec{v_1}, ..., \vec{v_n}$ Elemente eines $\mathbb{K}$-Vektorraums $V$ gegeben. \\ Vektoren der Bauart $\sum\limits_{i=1}^{n}\alpha_i\vec{v_i}$ heißen Linearkombinationen (LK) der Vektoren $\vec{v_1}, ..., \vec{v_n}$. \\ Die Linearkombination mit $\alpha_a=...=\alpha_n=0$ heißt triviale Linearkombination. \\ Die Vektoren $\vec{v_1}, ..., \vec{v_n}$ heißen linear abhängig, wenn es eine nichttriviale LK gibt, die den Nullvektor ergibt, also wenn es $\alpha_1, ..., \alpha_n \in \mathbb{K}$, nicht alle $=0$ gibt, sodass $\sum\limits_{i=1}^{n}\alpha_i\vec{v_i}=\vec{0}$. \\ Andernfalls, also wenn nur die triviale LK den Nullvektor ergibt, heißen die Vektoren linear unabhängig.\\ \\ In Formeln: \[ \vec{v_1}, ..., \vec{v_n} \text{ lin. abh. \ \ } :\Leftrightarrow \exists \alpha_1, ..., \alpha_n \in\mathbb{K}: \sum_{i=1}^{n}\alpha_i\vec{v_i}=\vec{0} \wedge (\alpha_1, ..., \alpha_n)\neq (0, ..., 0)\] \[ \vec{v_1}, ..., \vec{v_n} \text{ lin. unabh. } :\Leftrightarrow \forall \alpha_1, ..., \alpha_n \in\mathbb{K}: (\sum_{i=1}^{n}\alpha_i\vec{v_i}=\vec{0} \Rightarrow \alpha_1 = ...= \alpha_n=0)\] \end{defi} Um Vektoren auf lineare (Un)Abhängigkeit zu testen, bildet man die Matrix $A:=[\vec{v_1}, ..., \vec{v_n}]\in\mathbb{K}^{m\times n}$, und birngt diese durch elementare Umformungen auf Stufenform. \\ Die Vektoren sind genau dann linear unabhängig, wenn die Stufenform von $A$ den Typ I hat, \\ und linear abhängig, wenn sie Typ 2 hat.\\ Ist $n>m$, so muss es Stufen der Breite $>1$ geben, d.h. die Stufenform kann nicht vom Typ 1 sein. Das heißt, Vektoren mit n>m sind immer linear abhängig.\\ \begin{defi}[Erzeugendensysteme] Vektoren $\vec{v_1}, ...,\vec{v_n}$ eines Vektorraumes $V$ mit der Eigenschaft, dass sich jeder Vektor $\vec{x}\in V$ als Linearkombination der $\vec{v_i}$ darstellen lässt, heißen Erzeugendensystem (kurz EZS) von $V$.\\ $n$ := $\sum\limits_{i=1}^{n} x_i y_i = x^T y$ \end{minipage} \begin{minipage}{0.5\textwidth} In Komplexen: $<\vec{x} , \vec{y}>$ := $\sum\limits_{i=1}^{n} x_i \overline{y_i} = x^T \overline{y}$ \end{minipage} \\ $x_i y_i = x^T y$ und $x^T \overline{y}$ sind dabei als Matrix-Matrix Produkt zu verstehen. \end{defi} \begin{defi}[Wichtige Eigenschaften des Skalarproduktes] S1: $<\vec{x},\vec{x}> \geq 0 \forall \vec{x}\in\mathbb{K}^n$\\ S2: $<\vec{x},\vec{x}> = 0$ $\Leftrightarrow$ $\vec{x} = \vec{0}$\\ S3: $<\vec{x},\vec{y}> = \overline{<\vec{y},\vec{x}>} \forall x\in\mathbb{K}^n$\\ S4: $<\alpha \vec{x},\vec{y}> = \alpha <\vec{x},\vec{y}> \forall \alpha \in\mathbb{K}, \vec{x},\vec{y}\in\mathbb{K}^n$\\ S5: $<\vec{x} + \vec{y} , \vec{z}> = <\vec{x},\vec{z}> + <\vec{y}, \vec{z}> \forall \vec{x}, \vec{y}, \vec{z} \in\mathbb{K}^n$ \end{defi} % 19 - 04 \begin{defi}[Skalarprodukt und Orthogonalität] Sei $V$ ein $\mathbb{K}$-Vektorraum. Eine Abbildung $<\cdot,\cdot>: V\times V\rightarrow \mathbb{K}$, die die Eigenschaften S1-S5 erfüllt, heißt Skalarprodukt auf V.\\ $(V, <\cdot,\cdot>)$ nennt man dann einen Vektorraum mit Skalarprodukt.\\ Vektoren $\vec{x},\vec{y}\in V$ heißen orthogonal bezüglich des Skalarprodukts, falls $<\vec{x},\vec{y}>=0$. \end{defi} \begin{satz}[Matrizen und Skalarprodukt] Für eine Reelle Matrix gilt: \\ $<\vec{x} , A \vec{y}> = < A^T \vec{x} , \vec{y}>$ und $< A \vec{x} , \vec{y}> = <\vec{x} , A^T \vec{y}> \forall \vec{x},\vec{y}\in\mathbb{R}^n$ \end{satz} \newpage \begin{defi}[Norm, bzw. Länge eines Vektors] N1: $||\vec{x}||\geq 0 \forall \vec{x}\in \mathbb{K}^n$\\ N2: $||\vec{x}||=0 \Leftrightarrow \vec{x}=\vec{0}$\\ N3: $||\alpha\vec{x}||=|\alpha|\ ||\vec{x}|| \forall\vec{x}\in\mathbb{K}^n$\\ N4: $||\vec{x}+\vec{y}|| \leq ||\vec{x}||+||\vec{y}|| \forall\vec{x},\vec{y}\in\mathbb{K}^n$\\ \\ Sei $V$ ein $\mathbb{K}$-Vektorraum. Eine Abbildung $||\cdot||: V\rightarrow \mathbb{R}, \vec{x}\rightarrow ||\vec{x}||$, die die obigen Eigenschaften erfüllt, heißt Norm auf dem Vektorraum $V$.\\ $(V, ||\cdot||)$ wird als normierter Vektorraum bezeichnet.\\ \textbf{Euklidische Norm:}\\ $||\vec{x} := \sqrt{\sum\limits_{i=1}^{n} |{x_i}|^2}$ \end{defi} \begin{satz}[Zusammenhang der Euklidischen Norm und des Skalarproduktes] Sei $||\cdot ||$ die euklidische Norm und $<\cdot,\cdot>$ das euklidische Skalarprodukt. Es gilt: $||\vec{x}|| = \sqrt{< \vec{x} , \vec{x}>}$ \end{satz} \begin{defi}[Orthogonal und Orthonormalsysteme] Orthogonalsystem: Skalarprodukt aller Vektoren = 0\\ Orthonormalsystem: Skalarprodukt aller Vektoren = 0 und $||\vec{a}_i|| =1$\\ Die Vektoren beider Systeme sind immer linear unabhängig \end{defi} \begin{satz}[Darstellung bezüglich einer ONB] Sei $\vec{x} \in V$ und sei $\{\vec{b_1},...,\vec{b_n}\}$ eine ONB eines reellen Vektorraumes V, Dann gilt:\\ $\vec{x} = < \vec{x} , \vec{b_1}> \vec{b_1} + ... + <\vec{x} , \vec{b_n}> \vec{b_n}$ \end{satz} \begin{satz}[Norm eines Vektors bzgl. einer ONB dargestellt] Sei $\{\vec{b}_1, ...,\vec{b}_n\}$ ONB eines $\mathbb{R}$-VR und sei $\vec{x}=\sum\limits_{i=1}^{n} \alpha_i \vec{b}_i$ (also $\alpha_i = <\vec{x}, \vec{b}_i>$). Dann ist $||\vec{x}=\sqrt{\sum\limits_{i=1}^{n} \alpha_i^2}$. \end{satz} \begin{defi}[orthogonale Projektion] $\vec{x}_U$ heißt orthogonale Projektion des Vektors $\vec{x} \in$ V auf den Unterraum U von V, wenn es folgende Darstellung gibt: \[\vec{x} = \vec{x}_U + \vec{x}_U^\bot \ mit \ \vec{x}_U \in U \ und \ <\vec{x}_U , \vec{x}_U^\bot> = 0\] \end{defi} \begin{satz}[Orthogonalprojektion] Sei U ein UR eines Vektorraums V, und sei $\{ \vec{b}_1 , ... , \vec{b}_m\}$ eine ONB von U. Sei $\vec{x} \in$ V. Dann berechnet sich die orthogonale Projektion von $\vec{x}$ auf U folgendermaßen: $\vec{x}_U = \sum\limits_{i = 1}^{m} <\vec{x} , \vec{b}_i> \vec{b}_i $ \end{satz} Winkelberechnung: $<\vec{a} , \vec{b}> = ||\vec{a}|| \ ||\vec{b}|| $cos $\alpha$ \end{document}